Ernst
Walter Weißenborn LANGGÖNS. Das Essen war ein Gedicht, die 160 Gäste
vollauf zufrieden. Entspannte Gesichter auch bei der Space Party Crew
against Aids, deren drittes Dinner-Event „Blue“ im Langgönser Bürgerhaus
ein durchschlagender Erfolg, nicht nur für den Magen, sondern auch für
den guten Zweck war.
Nach Entenbrust in Orangensoße, Rotbarschfilet auf Cocktailtomaten und
anderen erlesenen kulinarischen Genüssen wanderten noch etliche zusätzliche
Spenden in einen großen Topf. Der wird zusammen mit dem Erlös aus dem
Dinner-Eintrittspreis zu Gunsten des Langgönser Arbeitskreises Leben
nach Tschernobyl und des Berliner Immunity Projects verteilt.
Das Projekt in der Bundeshauptstadt leitet der Chefkoch des vergnüglichen
Abends, Tom Weicker, dessen Bruder Torsten wiederum der Vorsitzende der
Space Party Crew ist. Bisher spendeten die rührigen Partymacher allein
innerhalb von zwei Jahren 11000 Euro und stolz verkündete Torsten
Weicker im Gespräch, dass man anstrebe, in diesem Jahr 5000 Euro für
gemeinnützige Zwecke einzunehmen. Torten Weicker wurde von Pfarrer
Eberhard Klein, dem Langgönser Mitbegründer der Hilfsorganisation für
Borispol, konfirmiert. Da der Kontakt nie abriss, kann sich nun der
Arbeitskreis über die Spenden der Space Party Crew freuen.
Den beiden Dutenhofener Brüdern Torsten und Tom Weicker ging es Anfang
der neunziger Jahre eigentlich nur um den Fun, den Spaß an der Party im
mittelhessischen Raum, als die Space Party Crew ins Leben gerufen wurde.
Nicht zuletzt die schreckliche Erkrankung von Thomas Weicker führte
dazu, dass der jüngere Bruder Torsten 2000 den Zusatz „against
Aids“ im Einvernehmen mit den anderen ehrenamtlichen Mitgliedern, rund
dreißig an der Zahl, anhängen ließ. Damit war die Idee geboren, mit
geselligen Veranstaltungen auch einen guten Zweck zu erfüllen.
Der 41-jährige Thomas, mittlerweile fest in Berlin lebend, hatte die
Idee des kulinarischen Spaß-Benefiz bereits in der Bundeshauptstadt
umgesetzt und sich damit einen Namen gemacht. Das Immunity Project wird
in diesem Jahr erstmals für den Jeansspezialisten Levis ein Event
organisieren. Der Esprit des 41-jährigen Kochs in Sachen künstlerisch
anspruchsvoller Leckereien mit Ambiente erregte auch in Mittelhessen
besondere Aufmerksamkeit: die dritte Space Dinner Party, die von ihm künstlerisch
gestaltet wurde, war auch die Bestbesuchteste, mit mehr als doppelt so
vielen Gästen wie die vorhergehende.
Trotz des Fun standen am Abend ernste Themen auf dem Programm. Unter dem
Motto „blue“ verbarg sich eine audiovisuelle Installation im Bürgerhaus,
zu der auf der Bühne der Film „Caravaggio“ von Derek Jarman, einem
an Aids verstorbenen blinden Underground-Filmer, gezeigt wurde. Das Fest
der vier Sinne eröffnete der Langgönser Vorsitzende der
Gemeindevertretung, Rupert Bunk, in Vertretung von Bürgermeister Horst
Röhrig: „Ich bin selbst mit Spannung erfüllt, was dieser Abend für
Überraschungen parat hat. Es gibt viel Krankheit auf der Welt, Aids ist
dabei ein Thema. Ein weiteres Thema ist Tschernobyl. In Langgöns bemühen
sich viele ehrenamtliche Aktive darum, dort zu helfen. Wir wollen heute
aber auch darüber nachdenken, was im Irak passiert.“ Reinhard Knauf
vom Arbeitskreis entschuldigte Pfarrer Eberhard Klein, der mit einer
Grippe im Bett lag, und stellte dann die Ziele der drei Institutionen
vor, deren Mitglieder mit ihrem ehrenamtlichen Engagement das Dinner für
den guten Zweck ermöglichten. Knauf selbst hatte noch am Vortag fleißig
Paprika geschnippelt. Am Abend wanderten 40 Kilo Entenbrust, 30 Kilo
Kartoffeln und 20 Kilo Fisch in Töpfe und Bratpfannen, verriet Tom
Weicker dem Anzeiger. Die Gäste wurden aber nicht nur mit Essen,
sondern auch mit Programm verwöhnt. Neben feurigen Einlagen der Gruppe
Flammenwand untermalte das Streichquartett der Jung-Sinfoniker aus
Wetzlar und stimmgewaltig die Gruppe Copyride den Gaumenschmaus.
Giessener
Anzeiger 24-03-03
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